Montag, 20. Februar 2017

Impressionen vom Kirchberg

(Quelle des bearbeiteten Gemäldes von Paul Delaroche:
Wikimedia Commons)
Wissen Sie, worum es sich bei einem "Napoleonshut" handelt?
Vermutlich nicht um das, was Sie jetzt denken! 
Bei einem Napoleonhut handelt es sich um einen keltischen Mahlstein, eine Handschiebemühle, wie sie vor rund 2500 Jahren in Mitteleuropa in Gebrauch war.
Es gibt wenige bekannte Produktionsstätten. Eine liegt bei Dossenheim auf dem Kirchberg. Der Dossenheimer Steinbildhauer Knut Hüneke hat sie entdeckt. Rund 20 Mahlsteine konnten seitdem von der Oberfläche geborgen werden. So genannte "Podien", die auf dem Kirchberg die Jahrtausende überdauerten, zeugen von dem Abbau der vermutlich auch zum Export bestimmten Steine.

Ein keltischer Mahlstein (Lesefund) vom Kirchberg.















Es folgen Fotos vom Kirchberg von Jan Rafflewski, die nicht nur von der keltischen Steinbrucharbeit zeugen. (Zum Vergrößern die Bilder anklicken.)


Eine der "Steinrasseln" am Südhang.






In den Steinrasseln finden sich mehrere Gruben zum Teil mit aufgeschütteten "Wänden" - deutlich neuzeitlich überformt, womöglich aber älteren Ursprungs.

Blick auf eine der großen Steinrasseln am Südhang.
Blick hoch zum "Kamm" des Kirchbergs.
Hier haben sich Menschen zu schaffen gemacht. Fragt sich nur, wann?

Ein ungewöhnlicher Pilz.
Was will uns dieser Baum sagen? - "Gleicheit vor dem Gesetz": Der bittere Kommentar eines "Outlaws"?





Blick über den Steinbruch am Kirchberg nach Dossenheim.



Baum frisst Strahlseil.

Stahlseile und Stacheldraht sicherten die oberen Kante des Steinbruchs am Kirchberg. Doch für die Natur gibt´s kein Halten.







Freitag, 17. Februar 2017

Das Geheimnis der beiden Stüzpfeiler

Die Außenseite der Zwingermauer zeigt die Reste von zwei Stützpfeilern, die im Grundriss links markiert sind.
Eine einheitliche Deutung ist aufgrund der Befunde nicht möglich.

Stützpfeiler A: senkrecht ansteigend, ausgeführt mit Quadern (bessere Qualität als die Bruchsteinmauer dahinter).

Der Stüzpfeiler ist scheinbar nachträglich vor die Mauer gesetzt worden. Auf Höhe des Stützpfeilers lag oberhalb der Zwingermauer ein später eingebautes Backstein-Tor.
Ein Backsteinpfosten ist noch (renoviert) erhalten, ebenso ein Schwellenstein (unter der Erde).

Der Torpfosten aus Backstein.


Deutung: Das Backsteintor wurde nachträglich in den Torzwinger eingesetzt. Um es zu stabilisieren wurde ebenfalls nachträglich ein abgestufter Strebepfeiler gegen die Außenseite der Zwingermauer gesetzt.


Stützpfeiler B:

abgeschrägt, minderwertigere Ausführung, tritt aus der Mauer hervor (nicht angesetzt).

Der Stützpfeiler könnte in einer Beziehung zu dem Gebäude oberhalb ("Torwärterhäuschen") stehen (siehe die gelbe Hilfslinie im Plan oben). Deutung unklar.

Jahresbericht 2016

In 20 Arbeitseinsätzen wurden 2016 viele Kubikmeter Erde bewegt, Bruchsteinmauerwerk verfugt und auf die noch vorhandenen Grundmauern neues Bruchsteinmauerwerk aufgemauert.
In diesem Jahr wurde ein großer Teil der Mauern im Vorburgbereich, die Verbindungsmauer zwischen Kernburg und innerer Zwingermauer sowie die große Treppe zur Vorburg gesichert und für die Besucher der Ruine Schauenburg wieder zugänglich gemacht. Weiterhin wurde im Auftrag der Gemeinde zur Absicherung  der Steinbruchkante durch eine Fachfirma ein Zaun aufgebaut.
Der noch nicht gesicherte Bereich der südlichen, äußeren Zwingermauer wird gerade freigelegt und soll 2017 gesichert werden. Durch die Sicherung und Aufmauerung der Zwingermauer auf Brüstungshöhe wird einerseits der Grundriss der Burgruine vervollständigt und andererseits die Absturzgefahr vermindert.
Die Sicherung des nördlichen Brückenturmstumpfs wurde Ende 2016 schon begonnen und soll 2017 abgeschlossen werden.
Die Genehmigung die Holzbrücke über den Burggraben durch ein leichtes Holzdach gegen zu große Feuchtikeit zu schützen wurde nicht erteilt, daher ist es nicht verwunderlich, dass einige Rundhölzer, nach acht Jahren schon angefault sind. Die Arbeitsgemeinschaft Schauenburg ist bemüht mit Hilfe von Wandergesellen „Freie Vogtländer“, die  auch mit Unterstützung des Abbundzentrums Schriesheim Georg Grüber, die die Brücke bauten, die angefaulten Hölzer auszuwechseln.
Außer den Arbeiten zur Sicherung und Erhaltung der Ruine Schauenburg mussten das ganze Jahr über auch Grünschnitt und Mäharbeiten gemacht werden. Für all diese Arbeiten danke ich den Mitarbeitern Patrick Berthold, Hermann Fischer, Anette Ginsberg, Nikolai Harbarth, Alexander Häckelmoser, Daniel Hutwagner, Marian Krawczyk, Paul Krawczyk,  Peter Lüttinger, Klaus Matitschka, Julian Nowag, Andreas Petitjean, Eric Petitjean, Dierk Rafflewski, Steffen Schwab,  Albert Schreck, Matthias Spies, Dr. Volker Sporys, Georg Usselmann, Ludwig Weiser und Celeste Wink.
Weiterhin danke ich den Helfern, Karlheinz Frauenfeld, Hanni Frauenfeld, Helga Riehl, Thea Andraschko, Hannelore Reinhard, Irma Erhard, Marianne Reiser und Hildegard Fischer.

2016 standen jedoch nicht nur die Sicherungs und Erhaltungsarbeiten der Ruine Schauenburg auf dem Plan, auch die Veranstaltungen im Rahmen der 1250 Jahrfeier der Ersterwähnung von Dossenheim wurden von den Mitarbeitern  und Freunden der AGS organisiert und ausgerichtet.
Es waren die Veranstaltungen „Tag der offenen Klause“ am 10.April 2016. Hunderte Besucher wanderten bei herrlichem Frühlingswetter zur Klause am Kirchbergshang wo manche Besucher nach Jahrzehnten wieder einmal die Behausung des Eremiten Johann Georg Kernstock, der vor ca. 350 Jahren hier lebte, besichtigen ja sogar betreten konnten.

Am 16. und 17. Juli fand die diesjährige Hauptveranstaltung der AGS zur 1250 Jahrfeier „Der Besuch im Spätmittelalter“statt. Der „Schauenburger“ Andreas Petitjean, ein Mitglied der Mittelaltergruppe „Nürnberger Aufgebot 1474,“ organisierte einen authentischen Mittelaltermarkt auf der Burg und ein Heerlager auf dem Platz direkt  unterhalb der Burg.
Den Besuchern wurde das Lagerleben in Kostüm und Ausrüstung im späten 15. Jahrhundert gezeigt, ebenso die Kriegstechnik dieser Zeit mit der entsprechenden Bewaffnung, Rüstung und den Kanonen bei der Belagerung der Burganlage. Im Burghof und im Zwinger führten Handwerker ihre Kunst den interessierten Besuchern vor.
An  jedem der beiden Tage kamen über tausend Gäste, die sich über das Leben und Treiben, der Belagerung und Beschießung einer Burg im Spätmittelalter informierten und bei einem von den Schauenburgern zubereiteten Linsengericht und kalten Getränken einige Zeit verbrachten.

Der 11. September war der europaweit begangene „Tag des offenen Denkmals“. Bei Führungen durch Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft Schauenburg konnten sich die interessierten Besucher über den Fortgang der Sicherungs- und Erhaltungsarbeiten, insbesondere der letzten beiden Jahre, in denen die innere und äußere Zwingermauer, die Verbindungsmauer zwischen Kernburg und der inneren Zwingermauer, der großen Treppe zur Vorburg und großer Teile der Mauern im Vorburgbereich gesichert wurden, informieren. Anschließend verbrachten die Besucher, bei herrlichem, fast zu heißem, Sommerwetter, einige Zeit bei Steaks und kalten Getränken auf der Burg.
Ich möchte allen Besuchern der Veranstaltungen der Arbeitsgemeinschaft Schauenburg für ihren Besuch danken. Ebenso danke ichi unserem Bürgermeister Hans Lorenz, den Mitarbeitern der Verwaltung, Frau Hildenbeutel, Frau Mallinger und Frau Busch, Herrn Schiller, Herrn Miltner und Herrn Gestöhl vom Bauhof für die gute Zusammenarbeit.

Ich hoffe, dass alle Schauenburger auch 2017 ihre Bemühungen zur Sicherung und Erhaltung der Ruine Schauenburg weiterführen und dass es vielleicht doch noch gelingt, bevor die Brücke nicht mehr begehbar ist, die Genehmigung für ein leichtes Holzdach, zu erhalten..


Eugen Reinhard