Montag, 22. Oktober 2012

Burgentour zum 30jährigen Jubiläum

Schauenburger besuchen im Spessart die Burgruinen Wildenstein und Kollenburg.

Rund 35 Personen hatten sich am Samstag, den 20. Oktober 2012, um 10.00 Uhr vor dem Rathaus Dossenheim zur Abfahrt mit dem Bus eingefunden - eine bunt gemischte Truppe aus "Schauenburgern" nebst Angehörigen sowie Vertretern des Heimatvereins. Auf kurvenreichen Strecken ging´s in über zweistündiger Fahrt und diverse Umleitungen durch den Odenwald, bei Miltenberg über den Main und dann hinein in den Spessart nach Eschau.

Wo sich Fuchs und Hase "Gute Nacht!" sage

Am Ortsende von Eschau war die Fahrt vorerst beendet. Auf einem kleinen Sträßlein durch einen überaus pilzreichen Wald (Steinpilze - lecker!!!) ging´s zu Fuß weiter nach Wildenstein, einem kleinen Weiler "am Ende der Welt" bestehend aus ein paar Häusern eingebettet in ein kleines idyllisches Tal. Hier endete das bescheidene Sträßlein - direkt unterhalb der Burgruine, von der zunächst jedoch nichts zu sehen war. Erst auf den letzten Metern gaben sich die roten Sandsteinmauern zwischen dem bunten Herbstlaub zu erkennen.

Wildenstein - ein El Dorado für die Burgenforschung

Herr Rosmanitz erklärt überaus anschaulich die Zugangssituation
Auf der Burgruine angekommen wurden wir herzlich von den Vertretern des örtlichen Burgvereins "Burgfreunde Wildenstein e.V." begrüßt, die auf ihrer grünen Burgwiese (was für eine herrliche Sonnenterrasse!) bereits einen zünftigen Imbiss aufgefahren hatten. Doch bevor´s ans Essen ging, stand natürlich die Besichtigung der Burgruine unter der fachkundigen Führung durch Harald Rosmanitz M.A. vom Archäologischen Spessartprojekt auf dem Programm, der die derzeit laufenden Ausgrabungen leitet. Dabei gelang es Herrn Rosmanitz eindrucksvoll die Bedeutung der Burgruine für die Burgenforschung zu unterstreichen.

Der Feind vor der Nase

Hinter dem Hinweisschild "Mordgrund" erhebt sich
der "Hügel" mit der mutmaßlichen Blidenstellung.
Zwischen dem bergseitigen Graben der "alten Burg" (Vorgängeranlage) und dem tief in den Sandsteinfelsen getriebenen "neuen" Graben erhebt sich ein "Hügel" mit geebneten Flächen, die nach Darstellung von Herrn Rosmanitz auf zwei Blidenstellungen hindeuten, die gegen die Burg zum Einsatz kamen. Eine große und breite "Flickstelle" an der nur wenige Meter entfernt auf der gegenüberliegenden Grabenseite stehenden Ringmauer zeugt von einem starken Beschuss, der eine tiefe Bresche in die Buckelquadermauer schlug (die Bresche wurde später mit Bruchsteinen neu aufgemauert). Rätselhaft erscheint indes wie es den Angreifern überhaupt gelingen konnte, die Bliden in unmittelbarer Burgnähe aufzustellen und zum Einsatz zu bringen.

Seit Jahrhunderten unberührt

Wenn eine Burg zerstört wurde und offen lag, diente sie in der Regel den Bauern der näheren Umgebung als billiger Steinbruch. Das Gelände wurde "umgepflügt" und überformt.
Nicht so bei Burg Wildenstein. Da sich die Burgruine bis heute in Privatbesitz befindet, ist sie weitgehend von Steinraub und Überformungen des umliegenden Geländes verschont geblieben. Zwar haben auch Gräben und Wälle über die Jahrhunderte hinweg ihre ursprüngliche Tiefe bzw. Höhe verloren, doch in ihrem Verlauf sind sie nahezu ungestört erhalten geblieben. Ein Glücksfall für die Erforschung der Entstehungsgeschichte der Burg.

Ein Keller voller Geheimnisse

Seit dem Jahr 2011 laufen Ausgrabungen durch das Archäologische Spessartprojekt im Pallasbereich zur Vorbereitung der Sanierung des erhaltenen Gewölbekellers. Diese ließen sechs Bauphasen erkennen, brachten eine Reihe bedeutender Funde zu Tage (z.B.: Nachgeburtstöpfe) und ermöglichten sogar eine Rekonstruktion der Raumaufteilung im Erdgeschoss oberhalb des Gewölbekellers. Spannend wird sein, ob und wie die erhaltenen Befunde (verschiedene Bodenbeläge mit Platten und Estrich) für die Nachwelt sichtbar erhalten werden können. Es lohnt sich, den Fortgang der Arbeiten auf der Website der Burgenfreunde nach zu verfolgen.

Ein Hoch auf die Gastfreundschaft

Nach der überaus kurzweiligen Führung (die deutlich länger ging als geplant) folgte die Mittagspause auf der Burgwiese. Dafür hatten die Burgfreunde Wildenstein unter der Leitung ihres Vorstands, Frank Kind, belegte Brötchen, Kuchen, Kaffee, Wein, Bier, Limo und selbst gekelterten Apfelwein vorbereitet (der nach Zeugenaussagen absolut großartig geschmeckt haben soll). Schade, dass die Zeit so kurz war! Das Wetter war fantastisch und die Gastfreundschaft des Burgvereins überaus herzlich. Wenn´s nicht so weit wäre, würden die Schauenburger sicher öfters vorbei schauen.

Der Vorstand der Burgfreunde, Herr Kind, erklärt die Arbeit des Vereins.

Die Kollenburg - ein verstecktes Juwel

Kollenburg: Renaissancegiebel
mit Treppenturm (verdeckt:
der Eingang in den zwei-
stöckigen Keller)
Zwischen Miltenberg und Wertheim gibt es mit der Mildenburg, Freudenburg, Henneburg und der Burg Wertheim gleich eine ganze Reihe von großen, gut erhaltenen und touristisch erschlossenen Burgruinen. Die Kollenburg gehört nicht dazu. Kein Verkehrsschild weist den Weg zu der versteckt am Südrand des Spessarts über dem Main in Waldeinsamkeit thronenden Anlage. Dabei ist ein Besuch mehr als lohnend - nicht nur wegen der stattlichen Überreste der einst prächtigen Renaissancegebäude oder der geheimnisvollen zweistöckigen Kelleranlage darunter. Die Kollenburg birgt viele Geheimnisse, wie Lothar Romstöck, der stellvertretende Vorstand der "Burgfreunde Kollenberg e.V." zu  berichten wusste. Wenigstens zwei seien an dieser Stelle heraus gegriffen:

Ein geheimnisvoller Brunnen

Auf der breiten Verteidigungsplattform der Kollenburg (unter der sich noch ein großer zugemauerter Keller befinden soll), fällt als einziges Bauwerk der "Brunnen" ins Auge. Wer den Blick nach unten wagt, wird darin jedoch kein Wasser finden, sondern kann bei konzentrierter Betrachtung die Öffnung eines abzweigenden Ganges erkennen. Dieser Gang führt durch eine den Halsgraben abriegelnde Streichwehr in ein turmähnliches Verteidigungsgebäude, das sich an den Felsen der gegenüberliegenden Grabenseite anlehnt. Eine ungewöhnliche Verteidigungskonstruktion, zu der es nach Lothar Romstöck nur wenige Paralleln gibt. Heute ist ein Betreten leider nicht mehr möglich.

Geheimnisvolle Kreuze berichten von tragischen Schicksalen

Es sind viele Mythen und Legenden, die das Klischee vom "finsteren Mittelalter" geprägt haben. Doch einen kleinen Schauer mag man schon verspüren, wenn man im Halsgraben der Kollenburg unmittelbar neben dem bergseitigen Verteidigungsbau in der Felswand die 14 kleinen Kreuze eingemeiselt findet. Sie markieren die Stelle des Richtplatzes und stehen für die armen Seelen, die hier ihr Leben lassen musste (14 an der Zahl). Durch Gerichtsakten lassen sich die Schicksale rekonstruieren. Ein wahrlich "finsteres" Kapitel.
  
Innenansicht des Wohnbaus (rechts liegt die Verteidigungsplattform mit dem "Brunnen")
Mit einer sehr lebendig vorgetragenen Sage über "die Rüdt von Collenberg" beendete Lothar Romstöck am Burgtor die höchst spannende Führung. Er hätte noch viel mehr erzählen können und unsere Interesse war auch sehr groß, doch leider standen wir zeitlich etwas unter Druck. Bereits bei der Hinfahrt gab´s Verspätung, und aufgrund der Umleitungen im Odenwald entschieden wir für den Rückweg, die große Schleife über Dieburg und Darmstadt zu fahren (was am Ende aber auch nicht schneller war als der Hinweg).

Abschluss in der Museumsscheune

Es schmeckt!
Der Ausklang des Abends erfolgte dann wie in den Vorjahren in der Museumsscheune des Heimatmuseums Dossenheim. Beim großzügigen Abendbuffet konnten dann auch die übrigen Schauenburger dazu stoßen, denen es aus Zeitgründen leider nicht möglich war, an der Fahrt in den Spessart teil zu nehmen. Auch Bürgermeister Hans Lorenz fand sich ein.

Fazit: Was wir uns wünschen

Eines von vielen Gewölben der Kollenburg
- Den Burgfreunden Wildenstein wünschen wir weiterhin viel Ausdauer bei der Sicherung ihrer Burganlage, eine angemessene Anerkennung ihrer Arbeit und den Erhalt ihrer Gastfreundschaft (die der eine oder andere aus unserer Gruppe sicher gerne bei anderer Gelegenheit nochmal in Anspruch nimmt).
- Den Burgfreunden Kollenberg wünschen wir viel Ausdauer bei der Durchsetzung ihrer Ziele und dass es ihnen gelingt, ihr Schmuckstück für die Nachwelt zu erhalten und dabei vielleicht auch das ein oder andere eingestürzte Gewölbe vor dem endgültigen Zerfall zu bewahren.
- Und uns selbst wünschen wir weiterhin die gute und unterstützende Zusammenarbeit mit der Kommune, die, wie die Beispiele der beiden Burgvereine belegt, keine Selbstverständlichkeit ist!

P.S.: Sollte einer der Schauenburger noch über schöne Fotos vom Ausflug verfügen, bitte mir mailen, damit ich dieses Posting noch ein wenig auflockern kann. (Die veröffentlichen Fotos stammen einmal mehr von Eugen Reinhard. Vielen Dank!)

Sonntag, 21. Oktober 2012

In stillem Gedenken an treue Dienste

Ein nicht ganz so ernst gemeinter Nachruf

Es waren gefühlte 50 Jahre (wobei rund 20 Jahre der Wahrheit wohl etwas näher kommen), die das Paar Arbeitsschuhe dem Verfasser dieses Artikels auf der Schauenburg treue Dienste erwies. 
  
Tag und Nacht verbrachten sie seit ihrer Anschaffung auf der Schauenburg, schützten kraft ihrer gestählten Kappen so manchen Zehen vor einem schmerzhaften Nagelverlust durch Steinschlag, überlebten eisige Nächte in der Einsamkeit des Baucontainers und dienten in den arbeitsfreien Wintermonaten wiederholt einer Mäusefamilie als Winterquartier, die es sich darinnen mit Blattwerk und kleinen Ästlein lauschig warm eingerichtet hatte.
Doch alles hat seine Zeit. Und auch wenn es dem Besitzer der Schuhe schwer fiel, die traurige Wahrheit zu akzeptieren; wenn er sie selbst nach dem kompletten Verlust der rechten Schuhsohle noch über mehrere Arbeitseinsätze tapfer weiter trug, irgendwann musste er lernen, los zu lassen.


Die Schuhe aber einfach wegwerfen? 
achtlos im grünen Mülleimer versenken? 
Das hatten sie wirklich nicht verdient!!! 

Nach so vielen Jahren auf der Schauenburg sollten sie auch hier oben ihre letzte Ruhe finden - zusammen mit einer Flasche Müller-Thurgau aus dem Gründungsjahr der Schauenburg-AG (1982!!!) als wertvolle Beigabe. 

Als Ort der Beisetzung wurde eine Mauer gewählt, die aus Angst vor Schatzräubern nicht genauer bezeichnet werden darf. Um eine Lokalisierung zu verhindern, zeigt das Foto unten auch nur einen Ausschnitt.

In eine grüne Tüte gewickelt, 
sanft umlegt mit roten Ziegelbruchstücken, 
konnten Schuhe und Flasche so ihre Ruhe finden, bevor sie der Zahn der Zeit in einigen Jahrhundert zur Verblüffung künftiger Generationen wieder freinagen wird. 
Vielleicht wird man sie dann ja auch irgendwo in einem Museum bewundern dürfen.

(Fotos: Andreas P.)

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Über den Wolken (I)

Es dürfte nur wenige Burgruinen geben, von der so viele Luftaufnahmen existieren wie von der Schauenburg. Der Grund dafür ist die Absprungschanze für Gleitschirm-springer am Ölberg oberhalb der Schauenburg. Immer wieder erreichen uns von den "Fliegern" neue Fotos.
Auch die letzten Tage sind wieder mehrere Fotos unbekannter Herkunft bei unserem Arbeitsgruppenleiter, Eugen Reinhard, im Briefkasten gelandet. Wir gehen mal davon aus, dass nichts gegen die Veröffentlichung spricht (ansonsten bitte Protest anmelden) und tragen auch gerne die "Quelle" nach, sobald sie uns bekannt ist. 
Da auf den Fotos zum Teil eine Glasspiegelung erkennbar ist, könnten Sie auch aus einem Segelflieger gemacht worden sein. 
Jedenfalls: Herzlichen Dank an den Fotografen!!!



Das Foto links (Ausschnitt aus dem Foto oben) zeigt sehr schön den diesjährigen Arbeitsbereich im Bereich der Vorburg und des Torzwingers. Nur die talseitige Außenmauer der Vorburg liegt unter Blattwerk verborgen bzw. lugt im oberen linken Eck etwas verstohlen hervor.

Sonntag, 14. Oktober 2012

Arbeitseinsatz 13. Oktober 2012

Sicherung auf "voller Breite"

Nachdem sich Dierk für diese "Saison" berufsbedingt ausklinken musste, hat Georg im Vorburgbereich das Zepter bzw. die Kelle übernommen und sich der Mauer an der Sandsteintreppe angenommen. Damit konnte sie im Fundamentbereich bereits auf voller Länge gesichert werden. 



Gleiches gilt für die Umfassungsmauer, die den erhaltenen Vorburgbereich rechtwinklig umschließt. Bis die Mauern ihre endgültige Höhe (Brüstungshöhe) und Abdecklung erhalten hat, wird es zwar noch etwas dauern, doch der Winter kann erstmal kommen. Der freigelegte Bestand ist so weit gesichert.
Auch Eugen konnte an diesem Samstag die Arbeiten an der äußeren Mauer des Torzwingers fortsetzen. 

Und zur Stärkung einen Döner

Während es die ersten Jahrzehnte auf der Schauenburg beim Mittagsimbiss nahezu ausschließlich traditionelle Hausmannskost in Form von Dosenwurst und Rippchen gab, hat mittlerweile auch die "internationale" Küche in Form des "Döners" als "Wahlmenü" Einzug gehalten. (Wenngleich einer Legende zufolge ja auch der "Döner deutscher Art" eine Erfindung aus Berlin ist). Die Jugend jedenfalls weiß dieses Angebot zu schätzen, wie das Foto links unzweideutig verrät.

Viel Material für einen kleinen Baucontainer


Und auch das ist eine wichtige Arbeit: Nach jedem Arbeitseinsatz müssen die Geräte gesäubert dem richtigen Platz zugeordnet werden, damit der folgende Einsatz nicht mit Unmut beginnt. In diesem Zusammenhang sei mal Julian (siehe "Dönerfoto" links) ein großes fettes "Dankeschön!" ausgesprochen.

Montag, 1. Oktober 2012

Arbeitseinsatz 29. September 2012

A: äußere Torzwingermauer / B1: Verbindungsmauer gesichert ("winterfest")
B2: Verbindungsmauer ungesichert / C: Außenmauer Vorburg ("in Arbeit")

Parlez-vous francais?

Nicht nur die emsigen Schauenburger sowie zahlreiche Besucherinnen und Besucher tummelten sich an diesem Samstag auf der Schauenburg, auch eine Delegation aus der französische Partnerstadt von Dossenheim, Le Grau-du-Roi, machte sich vor Ort ein Bild vom Fortgang der Arbeiten und genoss unter blauem Himmel frisch gegrillte Steaks und Schauenburg-Wein vom Ölberg. Nach dem Mittagessen war Arbeitsgruppenleiter Eugen Reinhard als fachkundiger Führer durch die Burgruine gefragt, weshalb die Arbeit an der äußeren Torzwingermauer bereits am Nachmittag ruhte. Dafür ging es an anderer Stelle umso eifriger weiter.

Winterfest!

Bereits im letzten Winter war ein Teil der dünnen Mauer eingestürzt, die rechterhand abwärts die Sandsteintreppe begrenzt und bis zur talseitigen Außenmauer der Vorburg verläuft. 
Das Problem: Die Mauerschale zur Treppe hin ist nur noch in wenigen lockeren Steinlagen erhalten, während die andere Mauerschale noch bis zu über 150 cm hoch aufragt und dem Druck der dahinter liegenden Erde standhalten muss. Aus diesem Grund hat Dierk die abgegangene Mauerschale im Bereich der Treppe aufgemauert, damit wenigstens in diesem Bereich die Mauer "wintersicher" ist. Die Sicherung der Mauer in ihrem weiteren Verlauf steht erst im nächsten Jahr auf dem Programm.
  

 Zum Vergleich: Der Zustand der Mauer vor diesem Einsatz (Foto unten)

  

Wurzelbehandlung geglückt!

Vor allem unserem Mitarbeiter Peter war der dicke Baumstumpf im Vorburgbereich nahe der Steinbruchkante ein Dorn im Auge. Lange, intensiv und lautstark hat er ihn traktiert. Diesen Samstag war es dann so weit: Mit vereinten Kräften konnte auch die letzte Wurzel dem Erdreich entrissen werden. Das Foto links zeigt unsre "starken Jungs" vor der Trophäe.