Sonntag, 21. Oktober 2012

In stillem Gedenken an treue Dienste

Ein nicht ganz so ernst gemeinter Nachruf

Es waren gefühlte 50 Jahre (wobei rund 20 Jahre der Wahrheit wohl etwas näher kommen), die das Paar Arbeitsschuhe dem Verfasser dieses Artikels auf der Schauenburg treue Dienste erwies. 
  
Tag und Nacht verbrachten sie seit ihrer Anschaffung auf der Schauenburg, schützten kraft ihrer gestählten Kappen so manchen Zehen vor einem schmerzhaften Nagelverlust durch Steinschlag, überlebten eisige Nächte in der Einsamkeit des Baucontainers und dienten in den arbeitsfreien Wintermonaten wiederholt einer Mäusefamilie als Winterquartier, die es sich darinnen mit Blattwerk und kleinen Ästlein lauschig warm eingerichtet hatte.
Doch alles hat seine Zeit. Und auch wenn es dem Besitzer der Schuhe schwer fiel, die traurige Wahrheit zu akzeptieren; wenn er sie selbst nach dem kompletten Verlust der rechten Schuhsohle noch über mehrere Arbeitseinsätze tapfer weiter trug, irgendwann musste er lernen, los zu lassen.


Die Schuhe aber einfach wegwerfen? 
achtlos im grünen Mülleimer versenken? 
Das hatten sie wirklich nicht verdient!!! 

Nach so vielen Jahren auf der Schauenburg sollten sie auch hier oben ihre letzte Ruhe finden - zusammen mit einer Flasche Müller-Thurgau aus dem Gründungsjahr der Schauenburg-AG (1982!!!) als wertvolle Beigabe. 

Als Ort der Beisetzung wurde eine Mauer gewählt, die aus Angst vor Schatzräubern nicht genauer bezeichnet werden darf. Um eine Lokalisierung zu verhindern, zeigt das Foto unten auch nur einen Ausschnitt.

In eine grüne Tüte gewickelt, 
sanft umlegt mit roten Ziegelbruchstücken, 
konnten Schuhe und Flasche so ihre Ruhe finden, bevor sie der Zahn der Zeit in einigen Jahrhundert zur Verblüffung künftiger Generationen wieder freinagen wird. 
Vielleicht wird man sie dann ja auch irgendwo in einem Museum bewundern dürfen.

(Fotos: Andreas P.)

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