Sonntag, 18. Mai 2025

Nachtrag: Ein wichtiges Indiz

Dass die "Keltermauer" zum herrschaftlichen Kelterhaus der Schauenburger gehörte, lässt sich von der Bezeichnung "Keltermauer" ableiten. Dass sie davor die Kalkofen beschützen sollte, die für den Bau der nahen Schauenburg benötigt wurden, lässt sich von ihrer Lage im so genannten "Kalkofental" ableiten. Das Problem bei diesen Ableitungen ist nur, dass die Begriffe erst in der Neuzeit greifbar sind und niemand weiß, woher sie stammen. Sie könnten also auch nur widerspiegeln, was sich irgendjemand irgendwann gedacht hat - und in die Irre führen. Muss aber nicht sein.

Beim letzten Arbeitseinsatz (siehe Blogeintrag unten) ist die Häufung von Kieselsteinen im Bereich der "Keltermauer" aufgefallen. Diese Steine wachsen nicht am Ölberg, sondern müssen von der Rheinebene hierher transportiert worden sein. Aber warum? Schauenburger Philipp Zschommler hatte einen Verdacht, den er bei der Recherche bestätigt fand: Beim Kalkbrennen dienten früher Flusskiesel als Rohstoff für die Kalkgewinnung. Das Sammeln war mühsam, schlecht bezahlt und galt als Frauenarbeit. Chemische Vorgänge beim Brennen und Löschen sorgten für die Gewinnung des für den Kalkmörtel benötigten Kalks. Kalkmörtel aus Branntkalk und Sand war das im Mittelalter übliche Bindemittel beim Bau von Gebäuden - und Burgen wie die Schauenburg.

Die Häufung von Flusskieseln im Bereich der Keltermauer ist zwar kein Beweis, aber doch ein Indiz, dass die Bezeichnung "Kalkofental" nicht von ungefähr kommt. Vielleicht sind die Kiesel die letzten stummen Zeugen der aufwendigen Kalkgewinnung.


Schön wäre es, wenn wir als Nächstes noch Indizien für das Kelterhause finden würden - z.B.: Reste der mittelalterlichen Torkel oder einen verschütteten Weinkeller mit einem Fass "Schauenburger Ölberg" anno 1459 ... 😉


Samstag, 17. Mai 2025

Arbeitseinsatz am 17. Mai 2025

Die Freilegung der Keltermauer im Kalkofental wurde fortgesetzt (siehe Fotos). Auf der Schauenburg wurde die Umfassungsmauer an der Außenseite über dem Felsen gegenüber der Waldhütte / Bauhütte weiter von Schutt und Geröll befreit (nicht dokumentiert).

Die Schauenburger bei der Mittagspause (mit Döner, Pizza & Rippchen)
Keltermauer - oberer Bereich


Keltermauer - mittlerer Bereich

Keltermauer - mittlerer und unterer Bereich


Blick auf das Regenrückhaltebecken. Im Vordergrund zu sehen: ein verstürztes Mauerstück der Keltermauer (siehe auch nächstes Foto)

Versturzbrocken der Keltermauer

Fundstücke verschiedenen Alters

Wo kommen die Kieselsteine her? (auffallende Häufung im Bereich der Keltermauer)

Sonntag, 11. Mai 2025

Drohnenaufnahmen von der Keltermauer

Als Vogel sieht man deutlich mehr. Wie gut, dass es Drohnen gibt! Und wie schön, dass auch Schauenburger Andreas Petitjean eine besitzt, der damit am Samstag (10. Mai) ein paar Aufnahmen von der Mauer im Kalkofental gemacht hat, die er für den Blog zur Verfügung stellt. Herzlichen Dank.
Das oberste Foto zeigt die Gesamtsituation im Kalkofental. Das Foto darunter ist ein Ausschnitt mit Fokus auf den derzeit sichtbaren Resten der "Keltermauer", die sich als helles Band abzeichnet.



Das nächste Foto zeigt den "oberen Bereich" der Mauer.
Die drei zusammengesetzten Fotos darunter dokumentieren den weiteren Verlauf der Mauer im unteren Bereich in Richtung Bachlauf.


Samstag, 3. Mai 2025

"Notgrabung" bei der "Keltermauer"

Vor wenigen Jahrzehnten waren die Reste der "Keltermauer" noch gut am Wegesrand zu sehen. Aufgrund des ungebremsten Zerfalls und der zunehmenden Überwucherungen brauchte man zuletzt ein geübtes Auge, um sie erkennen. Da die "Keltermauer" auf keiner Denkmalliste geführt wird, gab es nie eine archäologische Untersuchung oder Sanierung - und auch keinen Schutz vor baulichen Eingriffen, die aktuell anstehen: Im Zuge der Neuanlage des Regenrückhaltebeckens im Kalkofental sollen die verbliebenen Fundamentreste abgebrochen werden.

Für uns, die Mitglieder des "Schauenburg AG". ist das bedauerlich. Zugleich sind wir aber auch dankbar in Absprache mit der Kommune die Möglichkeit zu haben, im Rahmen einer inoffiziellen "Notgrabung" (offiziell ist es ja kein Denkmal) den Verlauf der Mauer ergraben und erstmals dokumentieren zu können.

Und wie es nach zwei Arbeitseinsätzen scheint, steckt noch einiges in der Erde. Nachfolgend ein paar Aufnahmen vom Einsatz am 3. Mai 2025:

Fundamentreste im "oberen Teil" nahe des Weges durch den Kalkofental. Im letzten Jahrhundert ragte die Mauer an dieser Stelle noch 2 bis 3 Meter in die Höhe.











Die Fundamentreste im "oberen Teil" von unten gesehen. Nicht im Bild sind die Versturzbrocken, die vor dieser Mauer in Richtung Rückhaltebecken liegen.

Fundamentreste im "unteren Bereich" nahes des Bachs. 

Fundamentreste im "unteren Bereich" von unten fotografiert (Talseite)

Auffallend ist, dass die Mauer nicht auf kürzestem Weg in gerader Linie durch das Tal läuft, sondern im "oberen Teil" im Bereich des heutigen Weges einen Knick macht. Bereits im Mittelalter könnte dieser Knick dem Wegverlauf geschuldet gewesen sein.


Außer neuzeitlichem Abfall (vor allem Flaschenresten) traten bei der Freilegung am 3. Mai auch ältere Fundstücke zutage, vor allem Keramikbruchstücke zum Teil gelb und grün glasiert, aber auch Knochen, ein trüber Glassplitter und ein viereckig geschmiedeter Nagel.



Das Geheimnis der "Keltermauer"


Im Kalkofental unterhalb der Schauenburg und oberhalb des Wasserrück-haltebeckens befinden sich die Reste einer (Sperr-)Mauer. Eine alte Fotografie im Heimatmuseum zeigt, dass die Mauer im letzten Jahrhundert teilweise eine beachtliche Höhe aufwies - und aufgrund der Mauerstärke von rund 80 cm vermutlich eine fortifikatorische Funktion besaß. Mauertechnik und Nähe zur Burgruine Schauenburg legen einen Zusammenhang nahe. Aber wie sah der aus? 

Theorie A: Die Mauer steht im so genannten "Kalkofental". Der Name wird von dem Kalkofen abgeleitet, den man hier errichtet hätte, um Kalk für die Erbauung der nahen Schauenburg zu brennen. Die Mauer hätte also den Kalkofen zum Tal hin geschützt.

Theorie B: Die Mauer trägt die Bezeichnung "Keltermauer" (und nicht wie manchmal zu hören: "Keltenmauer"). Laut der "Monatsschrift für die Geschichte Westdeutschlands" (Hrsg. Richard Pick) von 1881 stand in diesem Bereich die herrschaftliche Kelter. Die Mauer könnte also das Kelterhaus geschützt haben.

Theorie A und B: Die Sperrmauer schützte zuerst den Kalkofen. Nachdem die Burg fertiggestellt war, wurde anstelle des Kalkofens im Schutz der Mauer das herrschaftliche Kelterhaus errichtet, wo der Wein aus den umliegenden Weinbergen der Burg gekeltert wurde. Das nahe Bachwasser hätte der Fass- und Kelterreinigung gedient. So vertreten von Hermann Kraft in "Der Kurfpälzer" (Sonntagsbeilage der Zeitung "Volksgemeinschaft", Folge 24) von 1934.

Worin sich alle Theorien einig sind: Es handelt sich um eine mittelalterliche Sperrmauer im Zusammenhang mit der nahe gelegenen Schauenburg.

Da die Mauer dennoch nicht als Baudenkmal erfasst und in ihrem Bestand geschützt ist, sind ihre Tage leider gezählt. Für die Anlage einer Zufahrt für ein neues Wasserrückhaltebecken sollen ihre letzten Reste ab September 2025 beseitigt werden. Bis dahin versucht die Schauenburg-AG, die Fundamente zu ergraben und für die Nachwelt zu dokumentieren. Über den Fortgang der Arbeiten berichten wir auf diesem Blog. Wer bei der Freilegung und Dokumentation helfen und über Arbeitstermine informiert werden will, schreibe eine kurze Mail an "rafflewski(at)gmx.de".

Aber Achtung! Die Arbeit ist nicht ungefährlich: Laut älterer Darstellung treibt im Bereich der Mauer das sogen. "Kettenkalb", ein Schreckgespenst, sein Unwesen. Sollte es wie der gemeine Feldhamster zu den streng geschützten Arten gehören, muss vielleicht ja noch einmal über den Bau der Zufahrt gesprochen werden. Aber auch das bedarf noch einer genaueren Überprüfung.