Samstag, 3. Mai 2025

Das Geheimnis der "Keltermauer"


Im Kalkofental unterhalb der Schauenburg und oberhalb des Wasserrück-haltebeckens befinden sich die Reste einer (Sperr-)Mauer. Eine alte Fotografie im Heimatmuseum zeigt, dass die Mauer im letzten Jahrhundert teilweise eine beachtliche Höhe aufwies - und aufgrund der Mauerstärke von rund 80 cm vermutlich eine fortifikatorische Funktion besaß. Mauertechnik und Nähe zur Burgruine Schauenburg legen einen Zusammenhang nahe. Aber wie sah der aus? 

Theorie A: Die Mauer steht im so genannten "Kalkofental". Der Name wird von dem Kalkofen abgeleitet, den man hier errichtet hätte, um Kalk für die Erbauung der nahen Schauenburg zu brennen. Die Mauer hätte also den Kalkofen zum Tal hin geschützt.

Theorie B: Die Mauer trägt die Bezeichnung "Keltermauer" (und nicht wie manchmal zu hören: "Keltenmauer"). Laut der "Monatsschrift für die Geschichte Westdeutschlands" (Hrsg. Richard Pick) von 1881 stand in diesem Bereich die herrschaftliche Kelter. Die Mauer könnte also das Kelterhaus geschützt haben.

Theorie A und B: Die Sperrmauer schützte zuerst den Kalkofen. Nachdem die Burg fertiggestellt war, wurde anstelle des Kalkofens im Schutz der Mauer das herrschaftliche Kelterhaus errichtet, wo der Wein aus den umliegenden Weinbergen der Burg gekeltert wurde. Das nahe Bachwasser hätte der Fass- und Kelterreinigung gedient. So vertreten von Hermann Kraft in "Der Kurfpälzer" (Sonntagsbeilage der Zeitung "Volksgemeinschaft", Folge 24) von 1934.

Worin sich alle Theorien einig sind: Es handelt sich um eine mittelalterliche Sperrmauer im Zusammenhang mit der nahe gelegenen Schauenburg.

Da die Mauer dennoch nicht als Baudenkmal erfasst und in ihrem Bestand geschützt ist, sind ihre Tage leider gezählt. Für die Anlage einer Zufahrt für ein neues Wasserrückhaltebecken sollen ihre letzten Reste ab September 2025 beseitigt werden. Bis dahin versucht die Schauenburg-AG, die Fundamente zu ergraben und für die Nachwelt zu dokumentieren. Über den Fortgang der Arbeiten berichten wir auf diesem Blog. Wer bei der Freilegung und Dokumentation helfen und über Arbeitstermine informiert werden will, schreibe eine kurze Mail an "rafflewski(at)gmx.de".

Aber Achtung! Die Arbeit ist nicht ungefährlich: Laut älterer Darstellung treibt im Bereich der Mauer das sogen. "Kettenkalb", ein Schreckgespenst, sein Unwesen. Sollte es wie der gemeine Feldhamster zu den streng geschützten Arten gehören, muss vielleicht ja noch einmal über den Bau der Zufahrt gesprochen werden. Aber auch das bedarf noch einer genaueren Überprüfung.

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