Foto: Andreas |
Bei der Ausräumung von Steinschutt vor wenigen Jahren im so genannten "Verlies" (dem untersten Raum im Sockelbereich des Begfrieds) kam plötzlich die Oberkante eines bis dato nicht bekannten Schachtes zum Vorschein, der natürlich das Interesse der Schauenburger weckte. Das Foto links zeigt ihn unmittelbar nach der Freilegung. Die lange Öffnung weist in einen quadratischen Fallschacht, der steil nach oben verläuft. Wie hoch er ursprünglich verlief, lässt sich nicht mehr feststellen. Heute mündet er auf der durch Zerstörung entstandenen Maueroberseite, wo er erst infolge der Entdeckung der unteren Öffnung wieder gefunden werden konnte (aufgrund seiner Verfüllung war er von oben nicht sichtbar).
Foto: Andreas |
Zum Vergleich lassen sich heranziehen: Castello di Vignoni und Burg Landsberg (Elsaß), wenngleich in beiden Fällen die Öffnungen an der Außenseite liegen. Auch beim Bergfried der Henneburg führt der Latrinenschacht durch die Mauerstärke nach Außen.
Ein senkrecht in der Mauerstärke fallender Abortschacht findet sich im Bergfried der Burg Lauffen, wobei die größte (dem Verfasser bekannte) Parallele bei der Schwabsburg (Nierstein) zu finden ist. Hier nämlich mündet der senkrechte Latrinenschacht in einer Staukammer im Sockelbereich des Bergfrieds. Wer weitere Vergleichsbeispiele kennt oder eine andere These zur Funktion des Schachtes vertreten möchte, bitte per "Kommentar" mitteilen.
Blick nach oben: Deckstein mit angrenzendem Schacht (unten) Foto: Andreas |
Blick von unten durch Schacht nach oben (dieser Blick war im Mittelalter nicht zu empfehlen!) Foto: Andreas |
Das mit dem Abortschacht halte ich für eine Kühne These - warum die Fäkalien nicht nach außen in den Burggraben ableiten? Viel wahrscheinlicher halte ich den Belüftungsschacht - konnte doch der Bergfried-Keller durchaus auch zum Aufbewahren von Vorräten genutzt werden.
AntwortenLöschenJörg Sommer, Heidelberg
Nachdem vereinzelt das Untergeschoss eines Bergfrieds als Zisterne diente, könnte der Schacht das Regenwasser vom Burghof ins Innere geleitet haben. Im Falle einer Belagerung war die Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln überlebenswichtig.
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