Die Schauenburg besaß eine
damals sehr fortschrittliche Art der Zugbrücke – eine Wipp-Brücke
Ein Beitrag von Jörg Sommer
Die meisten
mittelalterlichen Burgen hatten eine unmittelbar vor dem Tor einseitig
gelagerte Zugbrücke, die mit Ketten hochgezogen werden musste. Diese Ketten
liefen über Mauer-öffnungen links und rechts seitlich oben am Tor, in denen
Rollen angebracht waren, und von dort ins Innere des Torgebäudes. Dort mussten
an beiden Ketten jeweils mindestens drei Mann ziehen, um die schwere, aus
Eichenbalken gezimmerte Zugbrücke hoch zu bekommen. Das hat kürzlich der
Baustatiker Gerhard Hess ausgerechnet (Burgen und Schlösser, Heft 1/2016, S. 37
– 45). In einigen Burgen wurden die Ketten auch auf einem Wellenbaum
aufgewickelt. Dieser konnte aber aufgrund der beengten Verhältnisse nur mit
einem eingesteckten Hebel jeweils eine halbe Umdrehung bewegt werden – danach
musste der Hebel umgesteckt werden, um die nächste halbe Umdrehung zu machen
usw. Meist war aber gar kein Platz für einen Wellenbaum vorhanden, so dass wir
davon ausgehen können, dass in den meisten Burgen die Zugbrücken wegen des
großen Aufwandes nur im äußersten Notfall hochgezogen wurden, die Burg also bei
einem Überraschungsangriff schlecht geschützt war.
Im 13. Jht. kam
jedoch eine Innovation auf, mit der die oben beschriebenen Probleme mit einem
Schlag gelöst wurden: Die Wipp-Brücke (siehe Zeichnung aus Otto Piper,
Burgenkunde, S. 316). Diese Brücken wurden jetzt in der Mitte gelagert (wie
eine Kinder-Wippe auf dem Spielplatz). Trotz ihres gleich großen Gewichtes wie
die "normalen" Brücken konnte die Wipp-Brücke von nur einem Mann
bedient werden. Der sonst über dem Burggraben liegende Teil verschloss beim
Hochziehen das Tor, wie auch bei der herkömmlichen Zugbrücke. Die andere Hälfte
allerdings, die in das Torgebäude hineinragte, musste nach unten schwingen
können, weshalb hier ein sogenannter "Brückenkeller" erforderlich
war. Ein solcher Brückenkeller ist am Außentor der Schauenburg deutlich zu sehen
(siehe Foto).
In dem Modell
im Heimatmuseum Dossenheim ist die Schauenburg allerdings noch mit der
herkömmlichn Zugbrücke und zwei Tortürmen dargestellt. Das ist schon deshalb
unwahrscheinlich, weil Tortürme fast immer einen regulären kreisrunden oder quadratischen
Grundriss hatten, was in der Ruine offensichtlich nicht der Fall ist. Das
stärkste Argument für eine Wippbrücke ist aber der Brückenkeller.
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